„Rocket Beans TV“ – ein unabhängiger Online-Sender

Wie können Medienmacher Kinder erreichen? Ein Beispiel für ein erfolgreiches Jugendformat im Internet ist Rocket Beans TV.

Anna Hoff sprach mit Mitgründer Simon Krätschmer über das Erfolgsmodell dieses ersten unabhängigen Online-Senders in Deutschland.

Simon Krätschmer, Anna Hoff. Foto: Gerd Metzner

Simon Krätschmer, Anna Hoff. Foto: Gerd Metzner

Krätschmers Werdegang

Seine Moderatoren-Karriere begann Simon Krätschmer im Jahr 2001 bei NBC Giga, einer täglich ausgestrahlten Show, bei der er mit mehreren anderen jungen Moderatoren live Computerspiele spielte und neueste Trends aus der Spielebranche und dem Internet vorstellte.

Nach NBC Giga wechselte Krätschmer zu MTV, wo er gemeinsam mit seinem Giga-Kollegen Daniel Budiman die Show „MTV Game One“ entwickelte. Dabei handelte es sich um kurze, sketchartige Clips, bei denen die Moderatoren die Besonderheiten neuer Spiele auf humoristische Art und Weise vorstellten.

Man habe damals den Grundstein gelegt für die heute bei Youtube so erfolgreichen „Let’s Plays“, meint Krätschmer. Bei diesen Formaten zeichnen Youtuber auf, wie sie neue Computerspiele spielen und diese kommentieren. „So ein bisschen, als ob einem der große Bruder neue Spiele zeigt“, erklärt Krätschmer. Die erfolgreichsten Let’s Play-Kanäle hätten heute Millionen Abonnenten.

Der eigene Sender: Rocket Beans TV

Mit Spenden der zahlreichen, über die Jahre „mitgewachsenen“ Fans habe man dann 2015 den eigenen Sender Rocket Beans TV starten können. Der Sender funktioniere über eine eigene Webseite, die Beiträge und Livestreams würden jedoch über Youtube gesendet.

„Wir setzen auf ganz unterschiedliche Formate“, erzählt Krätschmer. Man sende etwa eigene Let’s Plays, verschiedene Talkformate oder auch eine Therapieshow mit einem Psychologen. Grundsätzlich werde alles ausprobiert, beschreibt Krätschmer das Konzept. „Wir sind mittlerweile technisch so gut ausgestattet, dass unsere Moderatoren Ideen direkt ausprobieren können“, erklärt er. Die Mitarbeiter hätten viel Freiraum, recherchierten ihre Themen selbst und produzierten auch anschließend die Beiträge. Durch das direkte Feedback der Community könne man auch deren Änderungswünsche sehr schnell umsetzen.

Livestreams und Aufzeichnungen hielten sich in etwa die Waage, „wobei die Liveformate bei den Zuschauern noch besser ankommen“, erzählt Krätschmer. Durchschnittlich sende man etwa vier bis acht Stunden live am Tag.

Finanzierungsmodell

Mittlerweile gebe es einige Sponsoren, für die man Werbung einblende, wie etwa Vodafone, „das wird bei uns aber klar gekennzeichnet“, betont Krätschmer. Sehr erfolgreich seien außerdem die eigenen Merchandise-Produkte. Weitere Einnahmen verzeichne man über „Amazon Ref Share Links“. Rocket Beans gebe den Usern online Kaufvorschläge mit Links zum Produkt auf Amazon. Von jedem Verkauf erhalte man 10 Prozent des Kaufpreises.

Was erwarten die Fans?

Laut einer Umfrage gehe es den Fans bei Rocket Beans TV nicht um Professionalität. „Unsere Stärken sind viel mehr Authentizität, Humor, und Ehrlichkeit“, erklärt Krätschmer.