Mittendrin statt außen vor: Politik für Kinder

Der dritte Workshop: Im Zentrum stand die Politik. Foto: Gerd Metzner

Der dritte Workshop: Im Zentrum stand die Politik. Foto: Gerd Metzner

Der dritte Workshop befasste sich mit der Frage, wie politische Themen für Kinder aufbereitet werden können. Was müssen politische Kindernachrichten leisten? Wie wird die Zielgruppe erreicht?

Auf dem Podium des Workshops diskutierten zunächst Christiane Toyka-Seid, Redakteurin von HanisauLand.de, eines Online-Angebots für Kinder der bpb, Susanne Goldstein, dpa-Nachrichten für Kinder, und Petra Prascsaics, leitende Redakteurin der Kleinen Kinderzeitung aus Graz. Die Moderation übernahm Anna Hoff, Pressereferentin der bpb.

Was ist Politik – im Speziellen für Kinder?

In der ersten Runde des Gesprächs erläuterten die Teilnehmerinnen, was sie unter dem Begriff Politik verstehen. „Im Grunde alles, was uns umgibt“, meinte etwa Susanne Goldstein. Tokya-Seid verfeinerte die Definition: Es gehe auch darum, dass die Themen an den Alltag der Kinder anknüpfen. Wobei HanisauLand zu erklären versuche, was der Unterschied etwa zwischen einer Klassensprecherwahl und der Bundespolitik sei. Prascsaics pflichtete dem bei. Die Themen des Politikteils seien für sie auch relevante Kinderthemen, aber vor allem die, die Heranwachsende in ihrer Lebenswelt nachvollziehen können. Als Beispiele nannte sie: Arbeit, Armut, Mobbing in der Schule.

Was muss ein politisches Erklärstück für Kinder leisten?

„Es muss verständlich sein“, betonte Toyka-Seid von HanisauLand. „Und die Kinder müssen ernstgenommen werden.“ Das heiße auch, sie anzuregen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Dabei sei der Austausch mit anderen wichtig. „Außerdem müssen sie Freude daran haben“, HanisauLand sei keine reine „Lernseite“. Man müsse sich in „eine Kinderseele hineindenken“ können. Die Frage etwa, ob Fukushima auch bei uns passieren könnte, müsse man Kindern anders beantworten als Erwachsenen. „Die Kinder werden bei uns auch aufgefangen.“ Man dürfe sie nicht mt einem Schock zurücklassen.

Susanne Goldstein betonte, dass es den dpa-Kindernachrichten darum gehe, die verschiedenen Seiten und Aspekte darzustellen, zu zeigen, dass es kein Schwarz-Weiß gebe. Auch sie lege Wert darauf, dass sich die Kinder ihre eigene Meinung bilden. „Wir stellen dar, wie es ist, ohne zu bewerten und zu sehr zu emotionalisieren.“
Was aber bedeutet das „Auffangen“ etwa für die dpa-Kindernachrichten? „Wir berichten zum Beispiel über ein Unglück, steigen aber nicht mit dem Satz aus: Jetzt sind alle tot. Wir zeigen auf, wie es weitergeht.“ Man müsse sich überlegen, wie die Dramaturgie des Textes funktioniert. Man lasse den kindlichen Leser „nicht allein am Abhang stehen“. Im Übrigen meinte sie: „Auch Journalismus für Kinder muss guter Journalismus sein.“
Prascsaics hob hervor, dass es auch darum gehe, die Dinge so zu erklären, „dass die Kinder richtig darüber nachdenken“. Man müsse etwa verständlich machen, dass es keinen Sinn mache, mit der Post Brot nach Afrika zu schicken, sondern dass es andere Lösung des Hungerproblems gebe. Außerdem lege sie auch bei der Kinderzeitung großen Wert auf die Aktualität. Diese stehe bei HanisauLand nicht ganz so im Fokus, wandte Toyka-Seid ein.

Welche Wirkungen wird der Journalismus für Kinder haben?

„Wenn Kinder erfahren, dass sie ernstgenommen werden und Teil dieser Gesellschaft sind, ist es gut für unsere Demokratie und unser Gemeinwesen“, bestätigte Toyka-Seid. Aber Garantien gebe es natürlich nie.
Wichtig sei auch, dass man Kinder Möglichkeiten aufzeigt, wo sie mitmachen könnten, an welcher Stelle sie sich selbst einbringen könne, fügte Goldstein an. „Das fragen Kinder auch immer wieder.“
Interviews, die Kinderreporter für die Kleine Kinderzeitung führen, werden zuweilen auch in der Kleinen Zeitung, dem Blatt für die Großen, publiziert, erzählte Prascsaics. „Kinder machen sich Gedanken, sie haben Meinung“, betonte sie. Man müsse ihnen allerdings helfen, diese zu formulieren.

Wie wird die Zielgruppe erreicht?

Zum Beispiel über die Anregung durch die Eltern oder die Schule, führte Toyka-Seid aus. Aber man komme auch an Kinder ran, die nicht dem klassischen Bildungsbürgertum zuzuordnen sein, das funktioniere aber nicht gezielt. Es laufe über das Angebot, sei aber schwierig.
Eine Bewerbung über Facebook wurde in der anschließenden Diskussion von verschiedenen Seminarteilnehmern als problematisch erachtet, da man ja mindestens 13 Jahre alt sein müsse, um sich bei Facebook anmelden zu können – auch, wenn es in der Realität etwas anders aussehe. Sabine Berthold von HanisauLand erklärte, dass ihr Portal versuche, die Kinder gerade auf die Nutzung sozialer Medien vorzubereiten.

Was wünschen sich die anwesenden Kindermedienmacher?

– „Dass immer mehr Kinder diese Angebote entdecken, weil sie damit die Welt kennenlernen können.“
– „Dass mehr Menschen Kinder auf Augenhöhe betrachten, als eigene Menschen mit Interessen.“
– „Dass Kinder den Eltern erklären, warum wir Europa brauchen.“
– „Dass wir den Kindern erklären, wie wichtig wählen ist, und dass sie es dann ihren Eltern erklären.“
– „Dass die Politikredakteure verständlichere Texte schreiben und sich dabei von Kinderseiten inspirieren lassen.
– „eine größere Wertschätzung von Kindernachrichten“