Wie können wir die Kinder noch erreichen? Das Podiumsgespräch

Hat sich der Medienkonsum von Kindern verändert? Wie können Medienmacher am Ball bleiben? Und wie steht es um die Glaubwürdigkeit im Netz? Um diese Fragen ging es bei der letzten Podiumsdiskussion der KMK 2016.

Es diskutierten Simon Krätschmer von Rocket Beans TV, Blumio von Rap da News!, Bloggerin Katja Reim von „Mein Computerkind“ und Tim Gailus („Timster“, KiKA). Moderiert wurde die Runde von Anna Hoff (bpb).

v.l. Simon Krätschmer, Rocket Beans TV, Anna Hoff, bpb, Blumio, Rap da News!, Tim Gailus, KiKa; Foto: Gerd Metzner

v.l. Simon Krätschmer, Rocket Beans TV, Anna Hoff, bpb, Blumio, Rap da News!, Tim Gailus, KiKa; Foto: Gerd Metzner

Welche Medien sie selbst als Kinder genutzt haben, wollte Anna Hoff zu Beginn von ihren Gästen wissen.

Blumio erinnerte sich an das interaktive Spiel „Hugo“, das vor etwa 20 Jahren im Fernsehen lief und das er viel und gern gesehen habe. Die Bedürfnisse der Kinder seien gleich geblieben, glaubt er. „Sie wollen mitmachen und aktiv sein. Das war früher auch so.“

Wie sieht es heute aus? Was interessiert beispielsweise die Tochter von Katja Reim?

„Logo, KiKA aber auch Tutorials von Youtube“, sagt Reim. Demnächst würde sie mit ihrer Tochter auch die ersten Youtuber schauen wollen.

Warum er so viele Fans habe, wollte Anna Hoff von Blumio wissen.

Weil er sich nicht an den Mainstream halte, sagt er. Als er angefangen habe, Musik zu veröffentlichen, seien viele „auf dem harten Film“ gewesen. Gangster-Rap war angesagt. Er selbst aber wollte etwas anderes machen – und unterhält inzwischen einen eigenen Youtube-Kanal. „Youtube wird immer beliebter“, glaubt er. „In Japan ist Youtuber inzwischen der drittbeliebteste Beruf.“


Warum das so sei? Reim glaubt, es sei nicht anders als früher, als viele Kinder etwa Schauspieler werden wollten. Wichtig sei es, die Kinder darin zu bestärken. Auch Krätschmer glaubt, dass man Kindern nur das Handwerkszeug vermitteln müsse. Der Wille und Wunsch, sich auszudrücken, sei bei den Kindern schon da.

Läuft es im Netz besser als bei den klassischen Medien?

„Es gab ein Paradigmenwechsel, der aber nur schwer definierbar ist“, glaubt Krätschmer. Die Printmedien machten per sich nichts falsch, das Interesse habe sich einfach verlagert. „Bewegtbild-Content und damit Youtube sind einfach beliebter.“

Der Inhalt ist wichtiger als die Form, glaubt Blumio. Bücher etwa seien nicht per se besser. „‘Deutschland schafft sich ab‘, ist ja auch ein Buch.“

Was hat sich Timster, das Medienmagazin von KiKA, aus dem Netz abgeguckt?

„Verschiedene Dinge“, sagt Gailus: Lockerheit zum Beispiel. So habe man etwa einen Take gesendet, bei dem der Kameramann gegen eine Glühbirne gestoßen ist. Es müsse nicht alles perfekt sein. Man setze beispielsweise auch nicht mehr auf eine sterile Studioatmosphäre. „Die Leuten wollen das Authentische“, glaubt auch Krätschmer. „Aufwändiger ist nicht gleich besser.“

Wie geht Krätschmer auf seinem Portal Rocket Beans TV mit dem Thema Chats um?

„Die Verlockung ist da, gewisse, grenzwertige Sachen zu löschen“, sagt er. Man habe sich aber dagegen entschieden. „Es ist zu schwer zu entscheiden, was man löscht und was nicht. Wir kriegen so schon genügend Shitstorms.“ Man brauche ein „dickes Fell“ um sich auf Chats einzulassen.


Auch Blumio hat Erfahrungen mit Shitstorms gemacht – etwa, wenn er die AFD oder Erdogan kritisiert. „Man muss das aushalten können“, sagt er.

Wie steht es um die Glaubwürdigkeit im Netz?

Gailus glaubt, dass es eine Zweiteilung in der Youtuber-Gemeinde gibt: Youtuber, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und den Kindern etwas beibringen wollen. Und solche, die er „nicht weiterempfehlen würde“. Auch Krätschmer wirft ein, dass es Youtuber gibt, bei denen vor allem der finanzielle Aspekt im Vordergrund steht, etwa wenn es um Schmink-Tipps geht. Stichwort: Product Placement.

Wie steht es um die Zukunft?

„Twitch wird die Zukunft sein, weil es noch direkter ist“, glaubt Krätschmer. „Youtube wird dennoch immer da sein.“

Wie können Medienmacher „am Puls bleiben“, um keine Entwicklungen zu verpassen?

„Die Kinder fragen“, sagt Reim. Gailus verweist auf Youtube-Medienjournalisten wie Mr.Trashpack.

„Wir, als über 30-Jährige, können uns nicht mehr in die Kinder hineinversetzen“, sagt auch Blumio. Deswegen sei es wichtig, die Kinder zu befragen, was sie selbst erwarten. Interaktivität sei da ein wichtiger Schlüssel. „Jede Generation hat neue Bedürfnisse. Und wir müssen die Bedürfnisse von jeder Generation abfragen.“

Wie kann man das Netz verbessern?, lautete die letzte Frage des Podiums.

„Das Netz ist nur ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt Blumio. Wenn die Leute in ihrem Alltag zufriedener wären, wenn die Gesellschaft besser wäre, würde sich das auch auf die Kommunikation im Netz übertragen.