Praxis I: Sei dort, wo die Zielgruppe ist

Wie können Kindermedien soziale Netzwerke und Messenger wie WhatsApp einbinden? Um diese Frage ging es beim Praxisworkshop I.

Inputgeber des Workshops war Sebastian Meinberg von Puls (Bayerischer Rundfunk).

Sebastian Meinberg (Puls).

Sebastian Meinberg (Puls).

Acht Thesen zu Facebook und Co.

These 1:

Kindermedienmacher sollten soziale Netzwerke auf keinen Fall ausblenden – denn Kinder und Jugendliche sind hier unterwegs.

These 2:

Es lohnt sich auch für Kindermedienmacher, sich Snapchat anzuschauen, denn: Kein soziales Netzwerk ist so jung wie Snapchat. Gegenüber Facebook, WhatsApp und Instagram hat Snapchat zahlreiche Vorteile: Die App wird genutzt, um mitzubekommen, was Freunde oder Idole gerade machen. Das können auch Redaktionen nutzen: Nahezu jedes Thema, das redaktionell behandelt wird, kann auch auf Snapchat in einer kleinen, spannenden Story erzählt werden. Ideal ist die App auch, um einen Blick hinter die Kulissen der Redaktion, der örtlichen Feuerwehr oder einer Veranstaltung zu geben. Storys können – mit etwas Übung – ohne großen Aufwand oder Vorbereitung aufgenommen werden. Ein weiterer Vorteil: Snapchat-Storys werden nebenbei gemacht, sie müssen nicht professionell sein. Redaktionen können sich ausprobieren.

These 3:

Aber: Noch sind die Snapchat-Nutzerzahlen vergleichsweise irrelevant. Zur Orientierung: Die erste Snapchat-Soap „iam.serafina“ hatte etwa 20.000 Views. Der FB Bayern München kommt an Spieltagen auf etwa 50.000 Views. An diese Zahlen kommen Redaktionen momentan nur schwer heran. Dennoch: Kein soziales Netzwerk wächst so stark wie Snapchat – gerade in der jungen Zielgruppe. Um die Masse zu erreichen, sind Facebook und Instagram jedoch geeigneter.

These 4:

Facebook ist uncool geworden – denn hier sind auch die Eltern und Lehrer angemeldet. Zwar ist Facebook das mit Abstand größte soziale Netzwerk – Kinder und Jugendliche nutzen aber jedoch immer weniger.

These 5:

Mit Instagram lassen sich kaum Inhalte transportieren: Instagram ist für Kinder „cooler“ als Facebook, jedoch funktioniert die App über (gut gemachte!) Fotos – Texte können hier kaum transportiert werden.

These 6:

WhatsApp redaktionell zu verwenden ist möglich – aber schwierig: WhatsApp wird als privater Messenger genutzt. Es gibt Versuche von Redaktionen, die App als Nachrichtenticker zu verwenden – die Nutzerzahlen überzeugen jedoch selten. Besser kann die App genutzt werden, um etwa über mehrere Tage hinweg über ein bestimmtes Thema zu informieren.

These 7:

Soziale Netzwerke sind ideal, um mit der Zielgruppe in Kontakt zu kommen. Das sollten Redaktionen nutzen. In einer Snapchat-Story oder ĂĽber WhatsApp kann beispielsweise vor einem Interview dazu aufgerufen werden, Fragen zu senden. Auch Abstimmungen funktionieren gut.

These 8:

Leicht, ansprechend, kontinuierlich: Komplexe Sachverhalte müssen leicht verständlich erklärt werden – Kindermedienmacher wissen das und sollten es auch in sozialen Netzwerken nicht vergessen. Zudem sollten die Beiträge ansprechend aufbereitet werden. Mal einen Witz machen ist nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Und ja – Snapchat-Filter bringen Kinder zum Lachen.

Text: Jana Illhardt